Das Klostertor, auch Heilig-Geist-Tor genannt, wurde im 14. Jahrhundert als eines der vier Tore, durch welche Stadtbewohner und Ankömmlinge die Stadt vonseiten des Weichselhafens betreten konnten, errichtet. Trotz kleiner Umbauarbeiten behielt das Klostertor bis heute seine ursprüngliche Form eines gotischen Tors mit drei spitzbogigen Nischen.
Die äußere Nische verbarg ein hölzernes Fallgatter, das im Falle einer Belagerung heruntergelassen wurde. Hinter der Mittleren befindet sich eine Öffnung, durch die Verteidiger, die sich auf der Spitze des Tors aufhielten, schwere Gegenstände auf Angreifer herunterwarfen oder heiße Flüssigkeiten über sie vergossen. Auf Grund ihrer Eigenschaften wurde meistens kochende Grütze gewählt - sie blieb lange heiß und verbrannte den Feind erbarmungslos. Die dritte Nische schützt ein hölzernes, aber zusätzlich mit Metallelementen bewehrtes Tor, das einst bei einbrechender Dunkelheit geschlossen und beim Morgengrauen wieder geöffnet wurde.
Das Tor verdankt seinen Namen dem mittelalterlichen, ehemals am Weichselufer stehenden Kloster der Benediktinerinnen mit der Heilig-Geist-Kirche, die zur Zeit der schwedischen Invasion in der Mitte des 17. Jahrhunderts zerstört wurde. Eine alte Sage besagt, dass in dem Kloster einmal eine Ordensschwester namens Katharinchen lebte, die in den Zeiten der allgegenwärtigen Hungersnot in den Klosterkellern Fässer mit Lebkuchenteig auffand. Die Lebkuchen, die daraus gebacken wurden, retteten das Leben von tausenden Bewohnern der Stadt, und der Ordensschwester selbst brachten sie Anerkennung und Ruhm - nach ihr wurden nämlich die populärsten Thorner Leckerbissen in einer sechsblättrigen Form genannt - die Katharinchen.
Das Kloster der Benediktinerinnen wird man heute aber vergeblich suchen. An seiner Stelle erhebt sich heutzutage das Gebäude der alten preußischen Kasernen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das in der Zwischenkriegszeit die erste polnische Kadettenschule der Kriegsmarine beherbergte. An ihre Existenz und enge Verbindung Thorns zum Meer erinnert ein riesiger Anker am Kai zwischen dem Klostertor und der Weichsel. Von hier aus ist die Marschall-Józef-Piłsudski-Straßenbrücke besonders gut sichtbar. Errichtet wurde sie 1934 aus Bestandteilen einer zerlegten, preußischen Brücke aus der Gegend von Kwidzyń. Sie ist gewaltig, in der Tat, aber noch attraktiver präsentiert sich ihre Konstruktion nachts, wenn ihre Schönheit dank einer Illumination ans Licht gebracht wird.