1998 wurde Toruń während des 19. Internationalen Hansetages in Visby (Schweden) Mitglied des Städtebundes der Neuen Hanse. Die Entscheidung in der Sache wurde von der Generalversammlung der Organisation getroffen, die gemäß der jahrhunderte langen Tradition befugt ist, neue Mitglieder aufzunehmen. Der Antrag der Thorner Selbstverwaltung wurde in Anlehnung an den Beschluss Nr. 715/98 gefasst.
Die Geschichte der Thorner Teilnahme am Hansebund reicht jedoch in viel entlegene Zeitabschnitte zurück...
Im deutschen Sprachgebrauch bedeutete das Wort "Hanse" ursprünglich eine Gruppe, Gemeinschaft. Seit dem 13. Jh. wurde das Wort für die Bezeichnung einer Gemeinschaft von reisenden Kaufleuten benutzt. Als formale Geburtsstunde der eigentlichen Hanse wird der Hansetag in Lübeck von 1356 angenommen. In der ganzen Geschichte der Hanse waren insgesamt, manchmal nur sehr kurz, 200 Städte Mitglieder. Den Kern dieser Organisation bildeten jedoch, insbesondere in der Blütezeit des Bundes d. h. im 14.-15. Jh. - ca. 70 Städte.
Toruń gehörte zu der Gruppe der Städte, die von Anfang an als Hansemitglieder angesehen wurden, und nahmen schon seit dem 13. Jh. an der Entstehung der Gemeinschaft teil. Zum ersten Mal wurde Toruń in politische und organisatorische Tätigkeit der Hanse 1280 eingebunden. Damals hat der Rat der Stadt Lübeck die Thorner Räte angefragt, ob sie der Verlagerung der Kontore der Hansekaufleute von Bruch nach Aardenburg zustimmen. Die Rolle von Toruń in der historischen Hanse beruhte vor allem auf der Handelsvermittlung. Vom Westen, hauptsäsichtlich aus Flandern wurden Tuch und auch Salz, Wein und Gewürze importiert. Nach dem Westen wurden dagegen die in Preußen und auf polnischen Gebieten angebaute Getreide, Pelze, Waldprodukte und das slowakische Kupfer exportiert.
Im Zusammenhang mit der Bedeutung, welche der Umsatz mit Tuch für den Thornerhandel bildete, war die Aktivität der Kaufleute aus Toruń im hanseatischen Kontor im Brügge groß. Thorner nahmen 1347 an der Verabschiedung der Kontorordnung (Johann Rode) aktiv teil und saßen oft in seinen Behörden. Die wirtschaftliche Rolle Toruńs in der Hanse stieg zum Ende des 13. Jh. an als Thorner Kaufleute Kontakte mit der Slowakei geknüpft haben, wovon sie Kupfer in den Westen exportierten.
Toruń nahm sehr aktiv an den Strukturen der Hans teil. Von 48 Hansetagen aus den Jahren 1356-1403 entsendete Toruń seine Gesandten 40 mal. Thorner Bürger nahmen aktiv auch an Verhandlungen und diplomatischen Gesprächen der Hanse teil. Von den 35 uns bekannten diplomatischen Gesandschaften der Hanse aus den Jahren 1356-1403 waren Bürger aus Toruń 21 mal vertreten.
Die alte historische Hanse hörte 1669 auf zu existieren, doch ihre Ideen erfuhren nach über 300 Jahren im Jahr 1980 eine Wiederbelebung als in der holländischen Stadt Zwolle der erste Hansetag der Neuen Hanse stattgefunden hat.
Davon, welche Bedeutung dieser Bund heute in Europa allmählich gewinnt, zeugt die Tatsache, dass am ersten Tag 50 Städte beteiligt waren und am Hansetag in Danzig von 1997 waren es schon über 100 und die Zahl steigt immer noch.
Toruń als eine Stadt mit hanseatischer Tradition konnte nicht außerhalb des Bundes der Städte der Neuen Hanse bleiben. Zum ersten Mal nahm unsere Stadt am 17. Internationalen Hansetag der Neuen Hanse in Danzig 1997 teil, wo auch auf Ersuchen der Veranstalter die Stadt ihren Tisch mit Thorner Lebkuchen und anderen Süßigkeiten aus Toruń und mit Thorner Weinen präsentiert hat. Der Thorner Tisch wurde von den Künstlern aus Toruń arrangiert und sehr wohlwollend aufgenommen, und so mancher Besucher der Oliwiahalle wurde dabei zum Besuch in unsere Stadt motiviert. Dann nahmen wir am 18. Hansetag im schwedischen Visby auf Gottland teil, das ähnlich wie Toruń zum elitären Kreis der Städte, in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen ist. In Visby präsentierte Toruń die Attraktionen der Stadt, die des Besuches wert sind, und zwar auf dem "Hansejahrmarkt", wo der Thorner Stand von Gästen aus verschiedenen Ländern der Welt belagert wurde. Es ist erwähnenswert, dass die Wiedergeburt der Idee des hanseatischen Städtebundes keinen symbolischen Charakter trägt.
Die Ziele des Bundes sind:
Der Bund der Neuen Hanse erlaubt kulturelle, sittliche, politische und gesellschaftliche Andersartigkeiten der anderen Völker besser zu verstehen und zu akzeptieren. Er vermittelt Toleranz und gegenseitige Achtung. Verstärkt das Demokratiegefühl und erlaubt Erfahrungen der Partner zu nutzen. Er bringt Einwohner von Ost- und Westeuropa näher.